Küpper: „Kurzfristig sollte ein besonderes Augenmerk auf der schnellen Wiedervermittlung von Industrie-Fachkräften liegen“
Die Arbeitslosenzahlen in Baden-Württemberg sind im September nur geringfügig gesunken. „Der Arbeitsmarkt wird weiter durch die schwache Konjunktur und strukturelle Standortnachteile belastet“, sagte Stefan Küpper, UBW-Geschäftsführer für Bildung, Arbeitsmarkt und Landespolitik, am Dienstag in Stuttgart. „Ein großer Teil der aktuellen Probleme ist hausgemacht. Die Bundesregierung muss jetzt dringend die überfälligen Strukturreformen auf den Weg bringen. Bei ihrer heute beginnende Kabinettsklausur kann sie dabei mit der geplanten Agenda zur Modernisierung von Staat und Verwaltung ein wichtiges Signal setzen. Doch dabei darf es nicht bleiben. Gerade im Bereich der sozialen Sicherungssysteme sind weitere Reformen unverzichtbar“, erklärte Küpper, der auch Mitglied der UBW-Hauptgeschäftsführung ist.
Gleichzeitig müsse die Fachkräftesicherung weiterhin ganz oben auf der politischen Agenda stehen, unterstrich der Arbeitsmarktexperte. „Langfristig bleibt der Fachkräftemangel für alle Branchen ein Problem“, machte Küpper deutlich. So zeigten aktuelle Studien, dass fehlende Arbeitskräfte beispielsweise die Umsetzung der großangelegten staatlichen Infrastrukturinvestitionen bremsen würden. „Für das kommende Jahr werden niedrigere Erwerbstätigenzahlen bei gleichzeitig leicht sinkender Arbeitslosigkeit erwartet – vor allem, weil immer mehr Babyboomer in den Ruhestand gehen“, erläuterte er.
„Kurzfristig sollte ein besonderes Augenmerk auf der schnellen Wiedervermittlung von Industrie-Fachkräften liegen, die derzeit verstärkt von Stellenabbau betroffen sind. Es wäre fatal, wenn wir angesichts der demografischen Entwicklungen hier erfolglos blieben“, erklärte Küpper. Der industrielle Sektor stehe derzeit massiv unter Druck, so der Arbeitsmarktexperte: „Er muss die tiefgreifenden Strukturveränderungen der Transformation bewältigen und zugleich die Auswirkungen der US-Zollpolitik verkraften. Im Gegensatz dazu verzeichnen die Bereiche öffentlicher Dienst, Erziehung und Gesundheit signifikante Beschäftigungszuwächse.“