Bürkle: „Die letzte große Strukturreform liegt zwei Jahrzehnte zurück. Wir stehen heute vor fundamental neuen Herausforderungen“
Die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) machen sich für eine grundlegende Strukturreform der Arbeits- und Sozialverwaltung stark. „Die letzte große Reform liegt zwei Jahrzehnte zurück“, erklärte UBW-Präsident Thomas Bürkle am Dienstag in Stuttgart anlässlich des „Arbeitsmarktgesprächs 2025“ des Verbands. „Seit den Hartz-Reformen hat sich die Welt dramatisch verändert: Digitalisierung, Fachkräftemangel, demografischer Wandel und die grundlegende Transformation unserer Wirtschaft stellen uns vor fundamental neue Herausforderungen.“
Bürkle betonte, dass „wir den Mut haben müssen, eine grundlegende Reformdebatte über unser Arbeitsmarktsystem zu führen – ergebnisoffen und ohne Denkverbote“. Flexibler, digitaler und effizienter, das müsse der Maßstab sein, so der UBW-Präsident. „Am Ende geht es darum, ob Menschen schnell und wirksam unterstützt werden können und eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt gelingt.“
In Zeiten einer branchenübergreifenden Transformation müsse neben Qualifizierung und Weiterbildung vor allem der „Job-to-Job-Transfer“ gestärkt werden, betonte Bürkle. Dabei gehe es darum, betroffenen Beschäftigten nahtlos und ohne den Umweg über Arbeitslosigkeit bei einem anderen Unternehmen neue Wege zu öffnen. „Dazu braucht es die notwendige Bereitschaft auf allen Seiten sowie eine kluge Balance aus Fördern und Fordern.“ Ohne einen grundlegenden Wandel im Mindset und eine Kultur des lebenslangen Lernens werde dies nicht gelingen.
Auch zur Bürgergeldreform nahm der UBW-Präsident deutlich Stellung: „Das Bürgergeld muss zu einer echten Grundsicherung umgebaut werden – gleichzeitig sind stärkere Anreize für den Einstieg in Arbeit notwendig. Es geht darum, Menschen nicht in der Transferabhängigkeit zu belassen, sondern ihnen echte Job-Perspektiven zu eröffnen.“ Die aktuelle Kombination aus Bürgergeld und geringfügiger Beschäftigung sei zu attraktiv – wer mehr arbeite, habe oft kaum mehr Nettolohn. „Das muss nun zügig geändert werden“, forderte Bürkle.


