Küpper: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die industrielle Substanz unseres Landes erodiert“
Die Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg ist im Juni zum Vormonat minimal gesunken (-0,1 Prozent), liegt aber deutlich über dem Vorjahresmonat (+10,3 Prozent). „Die hartnäckige wirtschaftliche Schwächephase, ungünstige Standortbedingungen sowie transformationsbedingte Anpassungsprozesse belasten den Arbeitsmarkt in der Industrie zunehmend“, erklärte Stefan Küpper, UBW-Geschäftsführer für Bildung, Arbeitsmarkt und Landespolitik, am Dienstag in Stuttgart. Das Beschäftigungswachstum sei insgesamt schon seit 2022 rückläufig. „Der noch verbleibende Zuwachs wird hauptsächlich von der öffentlichen Verwaltung und dem Sozialwesen getragen, während die Industriebeschäftigung deutlich abnimmt. Wir dürfen nicht zulassen, dass die industrielle Substanz unseres Landes erodiert. In dieser schwierigen Lage benötigen die Unternehmen dringend Erleichterungen.“
So müsse bei der Entwicklung der Lohnzusatzkosten endlich eine Trendwende eingeleitet werden, forderte Küpper, der auch Mitglied der UBW-Hauptgeschäftsführung ist: „Jetzt gilt es für die Bundesregierung, den Mut für tiefgreifende Reformen der sozialen Sicherungssysteme aufzubringen. Wir brauchen einen verbindlichen Fahrplan, wie die Beiträge zu den Sozialversicherungen wieder unter die kritische Schwelle von 40 Prozent des Bruttolohns gedrückt werden.“
Es sei völlig unverständlich, warum die Vorgängerregierung die jahrelang gehaltene 40-Prozent-Grenze leichtfertig aufgegeben habe, so der Arbeitsmarktexperte. „Die hohen Lohnzusatzkosten bedrohen Arbeitsplätze besonders stark bei Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen“, mahnte Küpper. Leider habe auch die neue Bundesregierung Vorhaben auf die Agenda gesetzt, die die Sozialausgaben weiter nach oben treiben würden, bedauerte er. „Selbst wenn einige Maßnahmen aus dem Bundeshaushalt finanziert werden: Wir brauchen hier ein grundsätzliches Umdenken. Denn das Anwachsen der Sozialhaushalte – ob beitrags- oder steuerfinanziert – geht klar zu Lasten von Investitionen und treibt die Arbeitskosten unkontrolliert in die Höhe.“