Einleitung
Baden-Württemberg ist politisch, aber insbesondere auch wirtschaftlich, eng mit der ganzen Welt verbunden. Es unterhält eine Vielzahl an Landespartnerschaften, unter anderem zu den globalen Handelsmächten China (Provinzen Jiangsu und Liaoning), Indien (Provinz Maharashtra) und den USA (Bundesstaat Kalifornien). Diese Beziehungen sind für die Wirtschaft in Baden-Württemberg von immenser Bedeutung. Mit einer Exportquote von 37 Prozent (2024) ist Baden-Württemberg eines der exportstärksten Bundesländer, insbesondere mit Blick Richtung USA und China. Im Ländervergleich exportierte Baden-Württemberg 2024 mit einem Warenwert von 34,8 Mrd. Euro am meisten in die USA. Exporte nach China lagen mit einem Wert von 15,7 Mrd. Euro an fünfter Stelle. Der wichtigste Exportraum für die baden-württembergische Wirtschaft bleibt aber der europäische Binnenmarkt. 2024 exportierten hiesige Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von knapp 115 Mrd. Euro in die anderen Mitgliedsländer der EU.
Diese Zahlen verdeutlichen eindringlich, dass die Wirtschaft in Baden-Württemberg mehr als die aller anderen Bundesländer auf internationale Partnerschaften setzt und vom internationalen Handel profitiert. Mit Blick auf die zunehmend protektionistische Ausrichtung der USA und dem aktuellen Handelskonflikt mit China fordern wir als Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) daher:
Forderungen
Die Internationalisierung Baden-Württembergs muss weiter gestärkt werden
Die Offenheit von Ländergrenzen und die Einbindung der Wirtschaft in internationale Lieferketten ist essenziell für den Exportmotor in Baden-Württemberg. Der Erfolg unserer Wirtschaft und Industriebasiert zudem maßgeblich auf dem Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg mit seiner Vorreiterrolle in Forschung, Entwicklung und Innovation. Das verdeutlicht Baden-Württembergs führende Position bei der Anzahl der Patentanmeldungen im deutschlandweiten Vergleich. Diese Position als wirtschafts- und wissenschaftsstarker Standort kann nur aufrechterhalten werden, wenn der Weg der Internationalisierung in allen Bereichen weiter beschritten wird. Organisationen wie die Baden-Württemberg International (BW_i) – Gesellschaft für internationale wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit mbH gilt es daher konsequent zu fördern. Die UBW sind als Gesellschafter an der BW_i aktiv beteiligt mit dem Ziel, die Unternehmen bei der Internationalisierung bestmöglich zu unterstützen und damit auch das Land als wichtigen Wissenschaftsstandort auf internationaler Ebene zu stärken.
Mit Aussicht auf die sich fortsetzende Abschottung der USA ist es außerordentlich wichtig, den Blick auch auf die Vernetzung innerhalb der EU zu richten und interregionale Partnerschaften weiter zu stärken sowie neue zu etablieren. Hierbei kann insbesondere das interregionale Netzwerk Vier-Motoren für Europa (Baden-Württemberg zusammen mit Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Lombardei in Italien und Katalonien in Spanien) als Vorbild dienen, in dem sich die UBW zusammen mit Wirtschaftsverbänden der anderen Regionen in einem gemeinsamen Forum für die europäische Wirtschaft engagieren. Denn eins ist klar: Den Herausforderungen einer globalisierten Welt kann man nur gemeinsam als starkes Europa begegnen (siehe dazu auch unsere Prioritäten für die europäische Legislaturperiode 2024-2029).
Der internationale Handel muss weiter gestärkt werden, statt durch Zölle eingeschränkt zu werden

Die exportorientierte Industrie in Baden-Württemberg profitiert wie kaum sonst ein Standort in Deutschland vom internationalen Handel mit den USA und China sowie der EU. Dieser Handel war über Jahrzehnte der Motor des Wohlstands in Baden-Württemberg. Damit dieser Wohlstand in Baden-Württemberg erhalten bleibt, gilt es, bestehende Handelsbeziehungen aufrecht zu halten und neue Handelspartnerschaften einzugehen. Mit Blick auf die neuen politischen Verhältnisse in den USA bedeutet dies, sich nicht auf einen protektionistischen Wettlauf einzulassen, sondern sich konsequent dem Freihandel zu verschreiben (s. dazu auch die gemeinsame Positionierung der baden-württembergischen Wirtschaft gegen Strafzölle und für Freihandel). Zölle und Handelsbeschränkungen schützen ineffiziente Strukturen, verteuern Produkte auf beiden Seiten und verhindern wertvolle Innovationen. Neue Freihandelsabkommen, zum Beispiel mit Schwellenländern wie Indien oder den Mercosur-Staaten, müssen faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, dürfen nicht politisch überfrachtet sein und müssen zügig ausverhandelt werden. Daran muss sich die EU in Zukunft orientieren, damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht weiter gefährdet wird (siehe dazu auch die Agenda des BDI).
Fazit
Die UBW sehen sich mit immer größeren geopolitischen Spannungen (beispielsweise dem Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, den Herausforderungen des Klimawandels oder dem Protektionismus der USA) konfrontiert. Die Antwort auf diese Spannungen kann nicht eine wirtschaftliche Abschottung in Form von Handelsbeschränkungen oder Zöllen sein, sondern muss eine wachsende Internationalisierung der Wirtschaft sein. Diese muss durch die Landesregierung, den Bund und die EU konsequent verfolgt und unterstützt werden.
Stand: 14.07.2025