Dick: „Energiekrise ist bei weitem noch nicht überwunden. Auch Arbeitskräftemangel wird zu immer größerem Problem“
STUTTGART – Die baden-württembergischen Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände mahnen trotz eines leicht verbesserten Wirtschaftsausblicks zur Vorsicht. „Die Vorzeichen für 2023 hellen sich etwas auf, wie auch der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung zeigt. Allerdings bleiben große Risiken, denn die Energiekrise ist bei weitem noch nicht überwunden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Dachverbands Unternehmer Baden-Württemberg (UBW), Peer-Michael Dick, am Mittwoch in Stuttgart. So habe die Internationale Energieagentur diese Woche gewarnt, dass das Ausbleiben von russischem Gas, Chinas Comeback als großer Gas-Importeur sowie insgesamt wenig Angebotszuwachs den nächsten Winter für Deutschland zur Herausforderung machen werden. Auch die Bundesregierung verweist in ihrem Jahreswirtschaftsbericht auf hohe Unsicherheiten hinsichtlich der Sicherstellung der Gasversorgung.
„Angesichts der sehr angespannten Versorgungslage und extrem hoher Energiepreise müssen in unserem Land jetzt weiter alle zur Verfügung stehenden Energiequellen genutzt werden. Dabei sollte die Politik auf Bundes- wie auf Landesebene ideologiefrei und technologieoffen handeln“, forderte Dick. „Weder eine vorübergehend stärkere Nutzung von Kohle noch Fracking oder die verlängerte Nutzung von Atomkraft dürfen dabei tabu sein“, unterstrich er.
Neben der Energiekrise entwickele sich der wachsende Arbeits- und Fachkräftemangel zu einem immer größeren Problem für die Wirtschaft in Deutschland und Baden-Württemberg, erklärte der UBW-Hauptgeschäftsführer: „Wir müssen deshalb die inländischen Potenziale noch besser heben – beispielsweise durch verstärkte berufliche Weiterqualifizierung sowie eine Ausweitung des Arbeitsvolumens insbesondere von teilzeitarbeitenden Frauen. Gleichzeitig brauchen wir aber auch dringend mehr Arbeitskräftezuwanderung.“ Dafür bedürfe es aber Verfahren und Abläufe, die eine verstärkte Zuwanderung auch tatsächlich ermöglichten, so Dick: „Die langen Wartezeiten bei der Vergabe von Visaterminen müssen endlich ein Ende haben.“ Nur wenn die notwendigen Kapazitäten und Verfahren für eine schnelle Bearbeitung der Anträge geschaffen werden, könne die Zuwanderung effektiv gesteigert werden.